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»Wir vernetzen Menschen«

Am 14. und 15. Oktober 2023 findet die vierte Ausgabe des »Saar Hackathon« in den Räumen der Dialogika in Dudweiler statt. Wir sprachen mit Veranstalter Christoph Endres unter anderem über die Innovationskraft von Hackathons, wer eigentlich daran teilnehmen kann und welche spannenden Projekte in den bisherigen Ausgaben des Saar Hackathons entstanden sind.

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Dock 11: Hallo Christoph! Schön, dass du dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. Erzähl unseren Leser:innen zum Einstieg doch bitte, was das Besondere an Hackathons ist, welche Potentiale in ihnen schlummern und was die herausragendsten Ergebnisse der letzten Ausgaben waren.

Christoph: Entwickler:innen wählen ihren Beruf häufig, weil sie gerne programmieren. Und sind dann enttäuscht, wenn sie im Berufsalltag die meiste Zeit mit Meetings, Dokumentation schreiben, E-Mails, etc. verbringen. Ein Hackathon ist hingegen ganz entspannt – man setzt sich zwei Tage mit Gleichgesinnten zusammen, kann einfach an der selbstgewählten Aufgabe dranbleiben und hat am Ende ein vorzeigbares Ergebnis. 

Ein angenehmer Nebeneffekt ist es, dass man neue Leute kennenlernt, die ähnliche Interessen haben. 

Im Gegensatz zu einigen anderen Hackathons haben wir kein kommerzielles Ziel, sondern wollen den Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, an selbstgewählten Projekten zusammenzuarbeiten, die dem Gemeinwohl dienen. Meine persönlichen Highlights waren die Lern-App für Kinder, die bereits zweimal bei einem Hackathon bearbeitet beziehungsweise weiterentwickelt wurde sowie die Zusammenarbeit mit Sea Watch e.V., denen wir geholfen haben, Schiffsbewegungen auf dem Mittelmeer nachzuvollziehen. 

Dock 11: Kannst du uns euren Verein Saar Hackathon e.V. kurz vorstellen? Wer macht mit, was ist eure Intention?  

Nerdkultur ist auch Kultur und macht die Region interessant und lebenswert

Christoph: Die Idee entstand 2018 nach einem Start-up Weekend an der Uni. Da saßen dann viele talentierte Menschen mit tollen Ideen, aber anstatt sie direkt umsetzen zu können, erarbeiten sie Business-Pläne und Präsentationsfolien. Das ist natürlich eine tolle Sache und hat durchaus seine Berechtigung. Ich unterhielt mich da mit Kim Pecina (CEO der DIaLOGIKa) und unser Gedanke war in dem Moment “Was könnten die in der Zeit hinbekommen, wenn sie einfach loslegen würden?”. Das wollten wir dann mal ausprobieren. Kim hatte die Räume und Infrastruktur; ich hatte jahrelange Erfahrung in der Organisation von Veranstaltungen, und da haben wir das einfach mal ausprobiert. Daraus entstand dann letztendlich ein gemeinnütziger Verein. 

Dock 11: Wer kann denn am Saar-Hackathon überhaupt teilnehmen? Gibt es bestimmte Voraussetzungen, zum Beispiel Programmierkenntnisse? Wie meldet man sich an?

Christoph: Natürlich sind Kenntnisse, die in der Software-Entwicklung gebraucht werden, von Vorteil. Das umfasst aber nicht nur Programmierkenntnisse, sondern auch Design, UX, oder einfach gute Ideen, was man machen könnte und wie. Jeder kann irgendwas, und jeder kann sich einbringen. Die Anmeldung erfolgt über unsere Webseite what-the-hack.saarland

Dock 11: Welche Erwartungen habt ihr an die Teilnehmer:innen und welche Botschaft möchtet ihr vermitteln?

Christoph: Die Voraussetzung ist letztendlich, Bock darauf zu haben, was wir machen. Unser Motto ist “Machen statt Meckern”, das heißt wer ernsthaft Interesse daran hat, sich gesellschaftlich positiv zu engagieren, ist willkommen. Darüber hinaus haben wir eigentlich nur noch die Vorgabe, dass wir keine Diskriminierung – insbesondere auch gegen andere Teilnehmer:innen – dulden.

Unser Motto ist “Machen statt Meckern”

Dock 11: Wie bewertet ihr die entstandenen Projekte und gibt es Preise zu gewinnen?

Christoph: Wir sehen den Saar Hackathon nicht als Wettbewerb. In der Tat wurde schon mehrfach von Unterstützern vorgeschlagen, einen Preis zu stiften, aber das passt nicht zum Charakter der Veranstaltung. Wir wollen gemeinsam etwas schaffen, und nicht in Konkurrenz zueinander stehen.

Dock11: Haben bislang viele Teilnehmer:innen aus der Kreativwirtschaft an den Hackathons teilgenommen? Welche Skills sind denn bei Akteuren aus der Kultur- und Kreativwirtschaft besonders ausgeprägt, die einem Hackathon gut tun können? 

Christoph: Wir erfassen bei der Anmeldung nicht detailliert, woher jemand kommt und mit welchem Background. Klar ist: Kreative Menschen können sich immer einbringen, bei uns hauptsächlich durch gute Ideen und gerade bei der Softwareentwicklung in der Gestaltung – sei es nun visuell, textlich oder mit Soundeffekten.   

Kreative Menschen können sich immer einbringen

Dock 11: Wie schätzt ihr die Rolle eurer Veranstaltung bei der Förderung von Innovation und technologischer Entwicklung in der Region ein?

Christoph: Wir vernetzen Menschen. Wenn ein Team ein Wochenende lang eine gemeinsame Aufgabe verfolgt und am gleichen Tisch sitzt, dann redet man miteinander. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, denn es gibt gerade bei uns im Saarland viele sehr interessante Firmen, Projekte, Initiativen und Entwicklungen, die man kaum kennt. Da passiert etwas, und ich halte das für sehr wichtig. Darüber hinaus gehört ein großer Hackathon vor Ort einfach zur Nerdkultur, und Nerdkultur ist auch Kultur und macht die Region interessant und lebenswert.   

Dock 11: Wie sieht die Zukunft eures Saar-Hackathons aus? Habt ihr Pläne für kommende Ausgaben?

Christoph: Wir wollen nach unserer Zwangspause 2020-2022 wieder voll durchstarten und zwei Mal im Jahr Veranstaltungen machen. Die Themen dazu entstehen in der gemeinsamen Diskussion, spiegeln gesellschaftliche Bedürfnisse wider und sind vorab nicht planbar. Aber es wird auf jeden Fall weitergehen. 

Dock 11: Lieber Christoph, vielen Dank für die spannenden Einblicke in eure Arbeit! Wir wünschen euch für die kommenden Events und Hackathons viel Erfolg! 

Zur Person:

Der Vorsitzende des Saar Hackathon e.V., Dr. Christoph Endres, war jahrzehntelang als Entwickler und KI-Forscher tätig und ist jetzt Geschäftsführer der sequire technology GmbH. In der Kreativbranche kennt man ihn vermutlich eher als Kopf und Mitbegründer des Bühnenliteratur-Projektes Dichterdschungel. 

Weitere News rund um die Kultur- und Kreativwirtschaft findet ihr wie immer in unserem Magazin.