Dock 11 Canvas #5
Fritz Quadrata hat die Gestaltung für unser Dock 11 Canvas #5 übernommen und hat sich unseren Fragen über seine Arbeit gestellt.
Der Gestaltung der Dock 11 Website liegt die Idee zugrunde, lokale Kreative zu supporten. Unser Layout nutzen wir deshalb als einen temporären Dock 11 Canvas, auf dem wir Künstler:innen immer wieder die Chance geben, sich zu präsentieren. Regelmäßig suchen wir geeignete Grafiken und Illustrationen aus, um Dock 11 zu verschönern und eurem Artwork die passende Plattform zu bieten. Den Canvas #5 gestaltet für uns Fritz Quadrata, der tagsüber als Dominik Friedrich Art Director in einer Werbeagentur ist. Wir haben mit ihm über seine Arbeit gesprochen.
Dock 11: Guten Morgen Fritz, schön dass du dir Zeit für uns genommen hast. Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt ein Motiv von dir auf unserer Website zeigen dürfen. Die Illustration JONARRGGH! hat den Untertitel »Ein Gleichnis über den Menschen […], das die aktuelle Situation« darstellt. Welche Analogie willst du uns hier aufzeigen?
Wir haben keinen Plan B
Dominik: Guten Morgen Dock 11 Team. Ich antworte jetzt mal für Fritz. Erstmal danke für das Feature auf Eurer Seite. Das freut mich wirklich sehr. Die Illustration JONARRGGH! ist die moderne, dystopische Interpretation der biblischen Geschichte von Jona im Bauch des Wals. Mit dem kleinen Unterschied: Wir haben keinen Plan B – bzw. einen Gott – der uns Menschen vergibt, wenn wir unsere Lebensgrundlage zerstören. Die Spannung zwischen der comic-stylischen Lautmalerei und der traditionellen Tuschezeichnung macht die Arbeit schön laut. Die Farbigkeit ist »vibrant« und dramatisch. Die handgemachte Anmutung kommt zum einen vom verwendeten Werkzeug (japanischer Tuschepinsel) und dem grunge-artigen Hintergrund. Ich mag es einfach, meine Arbeiten durch solche Effekte »aufzurauhen«. Dieser Prozess erfolgt dann allerdings meist digital am Computer.
Dock 11: Magst du uns etwas darüber erzählen, warum du ausgerechnet dieses Bild ausgewählt hast?
Fritz: Gerne: Illustration hat in meinen Augen einen Auftrag. Sie soll Dinge, Situationen, etc. beleuchten (lat.: illustrare), ans Tageslicht bringen, erklären. JONARRGGH! illustriert unseren Umgang mit der Welt, den natürlichen Ressourcen und unserer Zukunft. Wenn der Wal stirbt – durch unsere Harpune von innen nach aussen – sterben wir auch; wir haben es buchstäblich in der Hand. Das war mein (innerer) Auftrag.
Ursprünglich komme ich tatsächlich von der medizinischen Illustration. Zu meiner Studienzeit gab es Illustration allerdings noch nicht als Lehrfach; also ging ich den »Umweg« über das Studium des Kommunikationsdesigns an der HBK Saar. Das habe ich rückblickend nicht bereut, da ich so meine Skills viel breiter aufstellen konnte.
Whatever it takes – Illustration kann’s!
Dock 11: Deine Website überschreibst du mit »Fuck art. Let’s illustrate!« Warum ist in deinen Augen JONARRGGH! Illustration und nicht Kunst?
Fritz: (lacht) Die Headline ist eigentlich reine Koketterie. Natürlich ist Illustration auch Kunst – sehr diverse, bunte, unbunte, individuelle, wissenschaftliche, opulente, schlichte Illustrations-Kunst. Whatever it takes – Illustration kann’s!
Sie ist eben nur ein Stück weit angewandter als freie Kunst. Und in Deutschlands Agentur- und Kreativszene ist sie angesagter denn je: hier ist ein interessanter Artikel zum Thema Illustration in Werbung und Design.
Dock 11: Uns interessiert, wie Dominik und Fritz miteinander verbunden sind? Sind sie Kontrahenten, Freunde oder irgendwas dazwischen?
Dominik: Den Nickname Fritz verdanke ich meinen beiden Companeros Horst Becker und Martin Oberhauser. Fritz Quadrata war der ursprüngliche Name der digitalen Einladungskarte zu meinem 40. Geburtstag; damals noch in Flash gebastelt. Ist also noch nicht so lange her. Dominik und Fritz sind eigentlich Counterparts: Was der eine nicht kann, kann der andere. Dominik braucht Fritz, um im fordernden Agenturalltag einen ungebundenen Ausgleich zu haben. Beides sind sehr kreative Tätigkeiten: die eine muss, die andere kann. Illustration ist für mich tatsächlich ein Gegengewicht.
Inspirationen sind alle Dinge, bei denen ich irgendwie hängen bleibe: Musik, Kunst, Kultur, Politik, gesellschaftliches Leben, natürlich Design in all seinen Facetten.
Dock 11: Welche Projekte setzt der freie Illustrator Fritz im Vergleich zum in der Agentur tätigen Dominik um?
Dominik: Meine letzten Auftragsarbeiten waren Arbeiten für den saarländischen Komponisten und Musicalschreiber Frank Nimsgern: für zwei seiner Werke habe ich die Logos/Erscheinungsbilder entwickelt: Jack the Ripper und Martyr. Ansonsten sind meine Side-Projects oft freie Arbeiten. In der Agentur sind es zur Zeit in der Tat meist medizinische Illustrationen; womit wir wieder beim Anfang sind.
Dock 11: Woher beziehst du die Ideen und Motivation für die Motive und Themen, die du in deinen Illustrationen be- beziehungsweise verarbeitest?
Dominik: Meine Inspirationen sind alle Dinge, bei denen ich irgendwie hängen bleibe: Musik, Kunst, Kultur, Politik, gesellschaftliches Leben, natürlich Design in all seinen Facetten. Kurz: alles, was um mich herum und in mir drin ist.
Und natürlich inspirieren mich andere Illustratorinnen und Illustratoren: Christoph Niemann, Malika Favre, der große Tomi Ungerer, Michael Schwab, um nur einige zu nennen.
Dock 11: Vielen Dank für deine Zeit.
Dominik und Fritz: Wir danken Euch für das Feature und hoffen, dass noch viele saarländische Illustratorinnen und Illustratoren von Euch vorgestellt werden. Tolle Arbeit von Dock 11!
Viele Grüße, Dominik und Fritz