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Dock 11 – Projektleiter Lars Potyka | Interview

Dock 11 ist die neue Plattform für die Kreativwirtschaft im Saarland. Projektleiter Lars Potyka hat als Interessenvertreter der Indie-Labels im VUT erfahren, welche Chancen Kollaboration und Austausch den Einzelnen bieten. Das und was ihn sonst noch umtreibt beim Aufbau der Dock 11 Community, erfahrt ihr im folgenden Interview. 

Dock 11 - Projektleiter Lars Potyka | Interview

Dock 11: Lars, du bist gebürtiger Saarländer und nach zehn Jahren in der Hauptstadt wieder in deine alte Heimat zurückgekehrt. In Berlin hast du dich darum gekümmert, dass Indie-Labels eine Stimme gegeben wird. Welche Einsichten und Erfahrungen bringst du von dort für die saarländische Kreativwirtschaft und Dock 11 mit?

Lars Potyka: Vor meiner Agentur-Gründerzeit habe ich mich fünf Jahre lang beim Verband der unabhängigen Musikunternehmen um das Clustermanagement innerhalb der Branche gekümmert. Das waren ca. 1.200 Indie-Labels und Verlage aus der ganzen Bundesrepublik. Die meisten von ihnen waren Einzelkämpferinnen oder kleine Teams. Ihr Fokus lag darauf, etwas zu tun, was ihnen wirklich wichtig ist. Der Verband hatte sich Anfang der neunziger Jahre gegründet, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Indies zu verbessern. Denn die Leidenschaft an der Sache alleine zahlt leider keine Rechnungen.

Kollaborative Strukturen und Wissensvermittlung sind ein starkes Instrument

Wir organisierten die Indies, um ihnen eine Stimme zu geben und kollaborative Strukturen aufzubauen. Im Speziellen kümmerte ich mich darum, dass sie einen bezahlbaren Zugang zu potenziellen Geschäftspartnern im Ausland und, nach dem Wegfall der popkomm, auch in Deutschland bekamen. Im Großen und Ganzen ging es bei meiner Arbeit darum, geldwerte Vorteile für die Indie-Branche zu schaffen. Durch die Verbreitung von Branchen-Know-how und den Zusammenschluss vieler Einzelakteure konnten wir die Branche stärken.
Kollaborative Strukturen und Wissensvermittlung sind – und das hat sich meiner Erfahrung nach bestätigt – ein starkes Instrument, um die Kreativwirtschaft voranzubringen. Das ist auch das Selbstverständnis, mit dem Dock 11 für die saarländische Kreativwirtschaft arbeiten wird.

Dock 11: Ihr wollt der Kreativwirtschaft im Saarland einen Push in Sachen branchenübergreifende Zusammenarbeit geben. Beim Startschuss von Dock 11 am 25. März ist Cross Innovation das zentrale Thema. Wo siehst du hier die Potenziale im Saarland?

Lars Potyka: Das Thema Cross Innovation ist schon längere Zeit im Fokus der Kreativwirtschaftsförderung auf Bundesebene. Das Kompetenzzentrum für Kreativwirtschaft des Bundes hat in den letzten Jahren Case Studies und Dossiers dazu veröffentlicht. Sie verdeutlichen, wie viel innovatives Potenzial in der Kreativwirtschaft steckt, das in branchenübergreifenden Kollaborationen abgerufen werden kann.
Konkret geht es hierbei meist um die Entwicklung von Prototypen und Use Cases. Wo Unternehmen aus der traditionellen Wirtschaft sich schwer tun, ihre Leistungen und Produkte weiterzuentwickeln, können besonders die Akteure aus der Kreativwirtschaft oft helfen.
Kreative verleihen den Produktideen traditioneller Unternehmen ihre Form oder machen deren Wert begreifbar. Sie greifen mit ihren innovativen Ansätzen, Ideen und Methoden direkt in die wirtschaftliche Dynamik ein und machen Produkte und Dienstleistungen erfolgreich. In einer Ökonomie, die zunehmend auf Wissen und digitaler Verfügbarkeit basiert, kommt der Kreation eine immer größere Bedeutung zu.
Dock 11 hat, unter anderem, die Aufgabe, den Akteuren aus allen hier ansässigen Wirtschaftsbranchen die Innovationskraft der saarländischen Kreativwirtschaft bewusst zu machen. Dabei werden uns vor allem unsere Partner K8 und saaris unterstützen.
Mittelfristig ist die Zielsetzung, ein Lab zu schaffen. Akteure aus der Kreativwirtschaft und der traditionellen Wirtschaft haben dort die Möglichkeit Prototypen und Use Cases zu entwickeln – sozusagen ein Creative Lab mit dem Schwerpunkt auf digitalen Geschäftsmodellen und Anwendungen. Damit bieten wir der saarländischen Kreativwirtschaft einen greifbaren Mehrwert.

Wo Unternehmen aus der traditionellen Wirtschaft sich schwer tun, ihre Leistungen und Produkte weiterzuentwickeln, können besonders die Akteure aus der Kreativwirtschaft oft helfen.

Dock 11: Ihr habt euer Office in dem neuen Coworking Space Fase 15 in Saarbrücken Ost. Wieso habt ihr gerade diese Location gewählt?

Lars Potyka: Mit dem Fase 15 Coworking Space & Hub sind im Saarland Akteure aus der Kreativwirtschaft aktiv geworden und haben etwas geschaffen, was die Leute hier brauchen und lange vermisst haben. Die Fase 15 bietet Kreativen hier Räume, um in einem inspirativen Arbeitsumfeld Lösungen für ihr Business zu entwickeln. Hier finden Start-ups, Freelancer oder etablierte Unternehmen feste Büroräume, Coworkingspace und flexibel nutzbare Räume.
Doch inspirative Arbeitsräume alleine reichen nicht, um die Kreativwirtschaft zu stärken. Leute wollen dort an ihren Projekten arbeiten und gleichzeitig Wissen, Ideen und Praxiserfahrungen austauschen oder mögliche Kooperationspartner kennen lernen. Dazu bietet ein Hub seinen Bewohnern ein kuratiertes Programm an; ein professionelles Angebot an Vorträgen, Workshops und Netzwerkveranstaltungen. Darüber hinaus entwickeln Clustermanager und Wirtschaftsförderer passgenaue Programme für Unternehmen, Organisationen und Institutionen an der Schnittstelle von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.
Mit unserem Büro in der Fase 15 sitzen wir mitten in unserer Zielgruppe. So können wir gemeinsam mit den Akteuren aus der Branche Projekte und Formate entwickeln. Ich persönlich empfinde darüber hinaus ein solches Umfeld als inspirierend. Hier sind die Leute mit dem Mindset unterwegs, das mich geprägt hat, seit ich mit 16 mein erstes Projekt in der Musikbranche auf die Beine gestellt habe. Denn es geht darum, Ideen die man gut und wichtig findet, Wirklichkeit werden zu lassen und Menschen um sich herum zu haben, die das verstehen.

Das Interview führte Matthias Schmitt.