»Ich kitzele die Persönlichkeit aus den Menschen heraus«
Fotos sind durch die rasante Digitalisierung omnipräsent und waren noch nie so leicht zu erstellen und zu bearbeiten wie heute. Smartphones haben mittlerweile die Leistungsfähigkeit von Profikameras erreicht, immer mehr Menschen fühlen sich damit zum »Fotografen« berufen. Und in diesem, für professionelle Fotograf:innen schwierigen Umfeld entschloss sich die saarländische Fotografenmeisterin Elena Barba nicht nur für die Selbständigkeit, sondern nun auch noch für eine Expansion. Grund genug, um uns mit ihr über das Fotograf:innen-Business zu unterhalten.
Dock 11: Hallo Elena! Schön, dass du mitten in deiner Expansions-Phase Zeit für uns gefunden hast! Trotz der oben beschriebenen Rahmenbedingungen: Warum hast du den Schritt in die Selbständigkeit mit dem »Fotoatelier Elena Barba« gewagt?
Elena: Ich bin so… ganz oder gar nicht. Ich mache keine halben Sachen. Wenn ich etwas anfange, dann eben auch richtig. Dazu gehörte für mich die Gesellinnenausbildung als auch die Meisterinnenausbildung. Ich brenne für meinen Beruf und meine Leidenschaft. Und am Ende macht sowieso der beziehungsweise die Fotograf:in das Bild und nicht das Smartphone oder die Kamera. All die Technik nützt nichts, wenn man sie nicht einzusetzen weiss.
Dock 11: Und wie schaffst du es, Kundschaft für deine Profiarbeit zu gewinnen?
Wenn eine Person mich bucht, dann bucht sie das gesamte Erlebnis
Elena: Wenn eine Person mich bucht, dann bucht sie das gesamte Erlebnis während der Arbeit. Ich kitzele die Persönlichkeit aus den Menschen heraus. Mir ist es wichtig, dass man sich selbst auch wiedererkennt à la »Oh, ja, das bin zu 100% ich!« – egal ob ehrliche Reportagefotografie oder Einzelportraits. Vor allem bin ich auf alle Eventualitäten vorbereitet und weiss, was ich tue, wenn auch mal etwas nicht klappt, wie es soll. Dann habe ich eben auch noch 100 andere Ideen, Plan C, D und E und – und ich denke das ist ein Vorteil, den ich in der Ausbildung gelernt habe – ich kann auf Knopfdruck kreativ werden!
Dock 11: Was hat die aktuelle Fotografie noch mit dem klassischen Fotograf:innen-Handwerk von einst zu tun?
Elena: Es gibt Grundregeln der Fotografie, die man bewusst einsetzen oder sich ihnen widersetzen kann – diese haben auch immer noch Bestand. Ansonsten ist es aber eben so, dass die Dunkelkammer heute digital ist. Ich arbeite aber nach dem Prinzip, dass ich Fotografin bin und gleich ein tolles Bild machen möchte – eben weil es mein Handwerk ist – und nicht erst durch stundenlange Nachbearbeitung. Das ist einfach nicht meine Art.
Dock 11: Gibt es eine typische Kund:innengruppe, die zu dir kommt? Welche Facetten bieten deine Kundschaft und deine Aufträge?
Elena: Ich habe natürlich, wie wie alle Dienstleister:innen eine bestimmte Zielgruppe vor Augen. Personen, mit denen ich mich auch menschlich gut verstehe. Wenn man auf einer Wellenlänge ist, ist es auch viel einfacher, authentische Fotografie zu schaffen. Ehrliche, authentische Fotografie. Da wir sehr breit aufgestellt sind, treffen wir auch auf allerlei verschiedene Personen.
Dock 11: Welche Aufträge bereiten dir persönlich die größte Freude?
Menschen in ihrem Sein begleiten
Elena: Reportagen – da ist das Thema eigentlich egal. Dokumentarische Fotografie und Menschen in ihrem Sein begleiten. Erinnerung schaffen, die mit einem Wimpernschlag schon wieder vorbei sind. Erinnerung, die man vielleicht gar nicht richtig wahrgenommen hat, und ich halte diese fest. Dass man sie eben doch noch einmal sehen und ein Stück weit fühlen kann. Und Babys, hihi… ich liebe Neugeborene und Kleinkinder. Sie sind immer ehrlich. Sollten sie mich mal doof finden, merkt man das sofort. Aber auch dann kann ich schnell das Eis brechen.
Dock 11: Du baust dir gerade eine Niederlassung in Mannheim auf. Gilt auch in der Fotograf:innenbranche »expandier oder stirb«?
Elena: Ich glaube nicht, dass dem so ist. Unser Atelier im Saarland läuft super und ich möchte es nicht missen wollen. Andere Fotograf:innen arbeiten auch alleine, wir sind derzeit zu dritt im Team. Durch meine private Situation zog es mich hierher und natürlich – ich habe eine größere Reichweite durch die Expansion. Trotzdem glaube ich, dass es auch da auf den eigenen Anspruch ankommt.
Dock 11: Denkst du, dass die Entwicklungen rund um NFTs und digitale Unikate professionellen Fotograf:innen entgegen kommen? Hattest du mit diesem Thema überhaupt schon Berührungspunkte?
Elena: Absolut. Es ist ein spannendes Thema, womit ich persönlich allerdings bis jetzt noch keine direkten Berührungspunkte hatte.
Dock 11: Warum ist das Saarland für dich ein guter Ort zum Leben und Arbeiten?
Elena: Jede:r kennt jede:n! Das sagt schon sehr viel. News verbreiten sich gerne wie ein Lauffeuer, aber eben auch die Mundpropaganda. Wenn Menschen zufrieden sind, erzählen sie es weiter und ich höre oft »XY war auch schon mal hier und hat dich empfohlen.« – Allein das ist Gold wert.
Es macht mich auch einfach glücklich, Personen zu begleiten
Dock 11: Wo siehst du dich in fünf Jahren? Erzähl uns etwas über deine weiteren Pläne.
Elena: Mein Wunsch ist es, irgendwann mehrere Mitarbeitende an beiden Standorten zu haben und trotzdem auch selbst noch an beiden Standorten verfügbar zu sein. Ich bin eine treue Tomate und möchte vor allem meine Stammkund:innen nicht missen wollen! Außerdem würde ich mir wünschen, dass noch viele Personen meine Stammkund:innen werden und meine Arbeit zu schätzen wissen. Es macht mich auch einfach glücklich, Personen (egal ob groß oder klein) zu begleiten und ein Stück weit ein Teil des Lebens zu sein.
Dock 11: Liebe Elena, vielen Dank für die tiefen Einblicke in deine Arbeit, wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg!
Mehr Informationen über die Kreativbranche findet ihr wie immer in unserem Magazin.