»Ich erzähle in meinem Stil die Geschichte Europas«
Vom 2. bis 4. Oktober 2025 bringt der Apollon Showcase am HDI Hochhaus im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit in Saarbrücken großformatiges Video Mapping in den Stadtraum. Wir sprachen im Vorfeld mit zwei beteiligten Artists, heute kommt Beds zu Wort

Vom 2. bis 4. Oktober gibt es anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit einen Showcase des Visual Arts Festivals Apollon an der Wilhelm-Heinrich-Brücke. Das stadtbildprägende HDI Hochhaus wird zur Projektionsfläche spektakulärer 3D Art. Wir sprachen im Vorfeld des Events mit zwei saarländischen Künstler:innen, deren Arbeiten ein Teil der Projektionen sind.
Dock 11: Lieber Beds, schön, dass du dir die Zeit nimmst für unsere Fragen! Wie erklärst du deine Arbeit Menschen, die nicht wissen, was du tust?
Beds: Ich sage, ich mache 3D-Animation.
Dock 11: Ihr bringt eure Arbeiten beim Apollon Showcase mitten in die Saarbrücker Innenstadt. Das Festival findet für eine breite, eventuell breitere Öffentlichkeit, als euer normales Publikum statt. Wie wichtig ist euch diese Schnittstelle von Kunst und Öffentlichkeit? Welche Chancen seht ihr darin, mit eurer künstlerischer Arbeit in einen so großen öffentlichen Raum hineinzugehen?
Beds: Ich freue mich, meine Arbeit einem so breiten Publikum zeigen zu können. Klar will ich, dass so viele Menschen wie nur möglich meine Kunst sehen. Also ist mir diese Schnittstelle sehr wichtig, auch wenn ich sie in der Vergangenheit zu selten genutzt habe oder nutzen konnte.
Die Chancen sind, dass ich vielleicht öfter die Möglichkeit bekomme, meine Werke auf großen Projektionsflächen oder hochauflösenden Bildschirmen zu präsentieren.
Am liebsten hätte ich es immer so groß und öffentlichkeitswirksam wie möglich.
Bisher spielt sich das meiste, was ich tue, im Internet ab. Was auch seine Vorteile hat, weil ich auf Social Media, jedenfalls theoretisch, die Möglichkeit habe, dass Menschen auf der ganzen Welt meine Videos sehen. Der Nachteil ist, dass sich alles auf diesem kleinen Handybildschirm abspielt, mit von TikTok oder Insta vorgegebenen Bildschirmverhältnissen.
Deswegen will ich raus, großflächig ausstellen. Man hat viel mehr Möglichkeiten, wenn das Abspielmedium mehr als sieben Zoll groß ist. Sachen wirken anders. Am liebsten hätte ich es immer so groß und öffentlichkeitswirksam wie möglich. Las Vegas Sphere!
Dock 11: Das Festival findet anlässlich des Tags der Deutschen Einheit statt. Geht ihr ein Stück weit auch thematisch auf den Anlass ein?
Beds: Nicht nur ein Stück weit, ich habe mein gesamtes Werk um die Deutsche Einheit herum aufgebaut. Es heißt „Hyper Hyper – The Europe Story“. Ich erzähle, in meinem Stil, die Geschichte Europas vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gründung der EU und dem Wegfall der Grenzkontrollen – aus der deutschen Perspektive. Im Mittelpunkt meiner Apollon Show steht der Mauerfall und die Wiedervereinigung.
Wie gesagt, alles in meinem Stil ausgearbeitet und auch ein bisschen aus meiner Perspektive heraus. Ich bin in der Zeit der Wiedervereinigung, der Gründung der EU und dem Wegfall der Grenzkontrollen groß geworden. Die 1990er Jahre haben großen Einfluss auf mein Stück, genau wie der extrem starke amerikanische Einfluss in dieser Zeit. Damit meine ich alles: von Kleidung über Musik bis hin zu Essen, Filmen, Serien, Lifestyle… In meiner Jugend war alles amerikanisch geprägt, beziehungsweise gebrainwashed.
Dock 11: Du kommst ursprünglich ja aus den Bereichen Regie, Schnitt und Kamera. Inwiefern hilft dir dieses Skillset für Visual Shows, wie wir sie nun am TdE erleben werden – und spiegelt das vielleicht auch wider, wie fluide die Kreativwirtschaft heute funktioniert?
Ich erzähle, in meinem Stil, die Geschichte Europas vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gründung der EU und dem Wegfall der Grenzkontrollen
Beds: Es hilft natürlich schon, es gibt sehr viele Überschneidungen: Komposition, Licht, eigentlich alles. Der Hauptunterschied in meinem Tun ist jetzt, dass alles voll digital ist. Es gibt keine Grenzen mehr, wie die Kamera funktioniert oder nicht, wie man Licht setzen kann oder wie sich Charaktere im Raum bewegen. Aber es ist schon irgendwie das Gleiche, nur auf einem anderen Spielfeld.
Wie die Kreativwirtschaft genau funktioniert, weiß ich nicht. Klar, man muss heutzutage immer mehr abdecken können. Den klassischen Kameramann oder den „nur“ Cutter gibt es kaum noch, bzw. sie sind am Aussterben. Und jetzt mit der immer besser werdenden AI wird sowieso bald alles anders sein.
Dock 11: Wenn ihr an die nächsten Jahre denkt: Was wünscht ihr euch für die Rahmenbedingungen, damit digitale und visuelle Künste in der Region wirklich wachsen können?
Beds: Ich würde mir wünschen, dass z.B. in Museen oder Galerien Werke mit digitaler Kunst hängen oder ausgestellt würden. Am besten natürlich meine, haha. Digitale Kunst ist so groß, ein riesiges Feld, und es gibt extrem viele überkreative Menschen. Manche arbeiten mit 3D-Software, andere mit After Effects und wieder andere mit selbst entwickelten Tools oder AI.
Die meisten nutzen sowieso mehr als nur ein Programm. Da gibt es wirklich krasse Sachen, die meiner Meinung nach viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Klar, mit NFTs hat jetzt auch jeder, der etwas Digitales erschafft, die Möglichkeit, seine Kunst zu verkaufen. Aber es ist trotzdem etwas anderes, wenn man die Chance bekommt, seine Werke auch auf einer öffentlichen Bühne zu präsentieren. So ist es jedenfalls bei mir.
Dock 11: Vielen Dank für deine spannenden Einblicke in deine Arbeit!
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