Meine Arbeit ist digitale Erweiterung der Realität
Vom 2. bis 4. Oktober 2025 bringt der Apollon Showcase (organisiert von Kulturgut Ost) am HDI Hochhaus im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit in Saarbrücken großformatiges Video Mapping in den Stadtraum. Wir sprachen im Vorfeld mit zwei beteiligten Artists. In diesem Interview kommt Nina Scheffel zu Wort.
Vom 2. bis 4. Oktober gibt es anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit einen Showcase des Visual Arts Festivals Apollon an der Wilhelm-Heinrich-Brücke. Das stadtbildprägende HDI Hochhaus wird zur Projektionsfläche spektakulärer 3D Art. Wir sprachen im Vorfeld des Events mit zwei saarländischen Artists, deren Arbeiten ein Teil der Projektionen sind. In diesem Interview erzählt uns Nina Scheffel von sich und ihren Arbeiten.
Hier gelangt ihr zum Interview mit »Beds«
Dock 11: Liebe Nina, danke, dass du dir die Zeit für unsere Fragen nimmst! Wie erklärst du deine Arbeit Menschen, die nicht wissen, was du tust?
Nina: Meine Arbeit kann man als digitale Erweiterung der Realität sehen. Mit Hilfe von 3D Programmen erschaffe ich Kunst, die in der Realität schwer oder gar nicht umsetzbar ist. Auf diese Art und Weise kann Werbung über Game Design bis hin zu Filmen umgesetzt werden.
Dock 11: Ihr bringt eure Arbeiten beim Apollon Showcase mitten in die Saarbrücker Innenstadt. Das Festival findet für eine breite, eventuell breitere Öffentlichkeit, als euer normales Publikum statt. Wie wichtig ist euch diese Schnittstelle von Kunst und Öffentlichkeit? Welche Chancen seht ihr darin, mit eurer künstlerischer Arbeit in einen so großen öffentlichen Raum hineinzugehen?
Nina: Ich liebe es, meine Kunst für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Vor allem, weil die meisten meiner Projekte im Hochschulkontext eher im Verborgenen geblieben sind.
Ich sehe darin eine Chance, einem breiten Publikum eine neue Welt zu eröffnen und Raum für Bewunderung und Staunen zu schaffen.
Ich erhoffe mir, dass das Apollon Festival das Interesse an digitaler Kunst weckt und damit den Weg für weitere Veranstaltungen ebnet, auf denen junge Kreative die Möglichkeit bekommen, ihre Kunst zu präsentieren.
Ich liebe es, meine Kunst für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
Dock 11: Das Festival findet anlässlich des Tags der Deutschen Einheit statt. Geht ihr ein Stück weit auch thematisch auf den Anlass ein?
Nina: Ich gehe in meiner Arbeit nicht direkt auf die historischen Grundmotive des Tags der Deutschen Einheit ein. Stattdessen konzentriere ich mich auf Erfahrungen und Werte, die jeden Menschen als Individuum betreffen: innere Konflikte, den Verlust und die Wiederentdeckung von Willenskraft und die Möglichkeit von persönlicher Entwicklung.
Dock 11: Es ist noch nicht ganz so lange her, dass du dein Studium abgeschlossen hast. Wie siehst du deine Rolle als junge Kreativschaffende – was brauchst du, um aus Saarbrücken heraus deine Arbeit weiterzuentwickeln?
Nina: Um genau zu sein, studiere ich noch, ich habe Anfang letzten Jahres meinen Bachelor abgeschlossen und direkt mit dem Master begonnen, um mir bessere Chancen in der Gestaltungsbranche zu erarbeiten. Für mich ist Kunst nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern vor allem eine Möglichkeit, Botschaften zu vermitteln und Menschen auf einer tieferen Ebene zu erreichen.
Ich wünsche mir vor allem mehr Räume, in denen digitale und visuelle Kunst wirklich sichtbar werden kann.
Gleichzeitig sehe ich, wie schwierig es 2025 ist, als 3D-Artist sichtbar zu werden. Die neuen Medien haben viele inspiriert, aber in dieser Flut an Gleichgesinnten ist es eine echte Herausforderung, herauszustechen. Umso dankbarer und glücklicher bin ich, für das Apollon Festival ausgewählt worden zu sein. Das stellt für mich eine große Chance dar.
Aus Saarbrücken heraus sehe ich meine Rolle als junge Kreativschaffende durchaus positiv, denn durch Remote-Arbeit und digitale Netzwerke ist man heute nicht mehr an einen Ort gebunden. Kontakte und Zusammenarbeit können von überall entstehen. Aber was man als junge Künstler:in am dringendsten braucht, sind Möglichkeiten, die eigene Arbeit sichtbar zu machen . Es braucht Menschen, die sie erleben und sich damit auseinandersetzen. Ich hoffe, dass dies hier mein Startschuss ist und der Beginn einer größeren Reise.
Dock 11: Wenn du an die nächsten Jahre denkst: Was wünschst du dir für die Rahmenbedingungen, damit digitale und visuelle Künste in der Region wirklich wachsen können?
Nina: Ich wünsche mir vor allem mehr Räume, in denen digitale und visuelle Kunst wirklich sichtbar werden kann. Genauso wichtig ist das Vernetzen lokaler Artists und das Schaffen von Strukturen, die echte Arbeitsplätze und Perspektiven in der Gestaltungsbranche.
Dock 11: Nina, vielen Dank für deine spannenden Einblicke in deine Arbeit!
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