Hafven Co-Founder Jonas Lindemann | Interview
Auf mehr als 2.000 qm vereint Hafven in Hannover ein Co-Working- und Maker-Space: Büroplätze, Besprechungs- und Workshopräume, ein FabLab, Holz- und Metallwerkstätten sowie ein eigenes Café. Diesen offenen Raum nutzen aktuell über 1.200 Member. Zu ihnen zählen Einzelkämpfer, Start-ups und Konzerne. Daneben versteht sich Hafven als Labor für Themen wie DIY, nachhaltige Selbstversorgung, digitale Transformation, disruptive Technologien, dezentrale Organisations- und Produktionsformen, Arbeiten 4.0, Access-Economy, Start-up-Kultur und Business Modell Innovationen. Wir haben den Hafven-CEO zum Interview getroffen.
Dock 11: Hi Jonas, du bist Co-Founder und CEO des Hafven Co-Working-Hub in Hannover. Kooperative Strukturen und Cross-Innovation sind momentan die Themen, die dich umtreiben. Darüber wirst du uns auch noch mehr Insights geben, wenn du als Keynote Speaker auf unserem Symposium zum Thema Cross Innovation auftrittst. Worin liegen deiner Erfahrung nach die Vorteile für selbstständige Kreative, sich in kooperativen Strukturen, wie einem Co-Working Space oder einem Creative Hub, zu organisieren?
Jonas: Was wir in den letzten Jahren beobachtet haben ist, dass Cross Innovation und insbesondere offene Innovation viel relevanter geworden sind, auch in etablierteren Unternehmensfeldern. Die Bereitschaft sich zu öffnen und ganz andere, radikalere Lösungsansätze zuzulassen, ist in den letzten fünf Jahren enorm gewachsen.
Diese Einsichten sind nahezu unbezahlbar!
Dock 11: Wie relevant ist Co-Working für das Thema Cross Innovation? Inwieweit können kooperative Strukturen Cross Innovation Prozesse beschleunigen?
Jonas: Im Moment ist es so, dass wir konkret mit vielen großen Konzernen aber auch mittelständischen Unternehmen aus der Region daran arbeiten, eine offene Plattform aufzubauen, auf der möglichst viele unterschiedliche Einflüsse zusammen kommen. Hauptsächlich wollen die Unternehmen damit für sich neue Perspektiven und Rückschlüsse auf Herausforderungen für ihre zukünftige Entwicklung erhalten. Damit meine ich nicht nur den Hafven als physischen Ort, sondern auch die Denke, die damit einher geht. Der Hafven zeichnet sich nicht mehr nur als Co-Working-Space aus, sondern ist mittlerweile zu einer richtigen Innovation Community geworden. Das macht für uns den Unterschied: Wir nutzen zwar offene Werkstätten und Büros, die unsere Mitglieder nutzen können, aber was den Unterschied macht ist, dass die Räume so gestaltet sind, dass man einander begegnet und dass das Mindset der Leute hier die große Verbindung darstellt. Das heißt man ist einfach
offen für Kooperation. Man blickt gerne über den Tellerrand hinaus. Also der Zugang zu dieser Infrastruktur ist gegeben und wird so einfach wie möglich gehalten. Aber das Mindset ist ganz wichtig, dass man einfach auch mal seinen Senf zu Sachen gibt, für die man vom Ausbildungshintergrund her eigentlich keinen Senf zu haben dürfte. Damit kann für die einen Betriebsblindheit ein Stück überwunden werden, wenn Leute einem neuen Input geben, ohne vorbelastet zu sein. Für die anderen ergeben sich Einblicke in Felder, die Ihnen sonst verwehrt bleiben würden. Diese Einsichten sind nahezu unbezahlbar!
Bedenken in Bezug auf Professionalität und Image von Co-Working Spaces und Creatives Hubs sind schon ganz lange nicht mehr zeitgemäß!
Dock 11: Viele aus den Creative Industries fürchten einen gewissen Imageverlust oder einen unprofessionellen Eindruck zu vermitteln, solange Sie nicht aus einem
eigenen Büro heraus arbeiten. Sind diese Bedenken denn nicht berechtigt?
Jonas: Diese Befürchtungen kann ich vielleicht mit einer ganz persönliche Geschichte kontern: Ich habe selbst 2011 hier bei unseren Vorgängern, dem „Edelstall Coworking Space“, als Co-Worker angefangen zu arbeiten. Meine Beweggründe waren da insbesondere finanzieller Natur: Ich wollte mich nicht langfristig an einen Mietvertrag binden. Zu dem Zeitpunkt hatte ich tatsächlich ganz ähnliche Bedenken, die sich aber im Lauf der Zeit überhaupt nicht bewahrheitet haben. Ganz im Gegenteil: Meine Kunden fanden sehr spannend, was da passierte. Heute – acht Jahre später – stelle ich fest, dass das genaue Gegenteil meiner ursprünglichen Bedenken der Fall ist. Solche Hubs sind absolute Magneten für alle möglichen Ansprechpartner und Kunden, die sich mit den Themen Innovation und Kreativität auseinandersetzen wollen. Sobald ich in einem solchen Umfeld von Innovation und Kreation unterwegs bin, profitiere ich auch eher von einem solchen Umfeld, als dass ich darunter leide. Bedenken in Bezug auf Professionalität und Image von Co-Working Spaces und Creative Hubs sind schon ganz lange nicht mehr zeitgemäß!
Das Interview führte Matthias Schmitt.