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Best Practice

Gewinner des Karikaturenpreis Felix Gropper | Dock 11 Interview

Felix Gropper Karikatur

Dock 11: Hi Felix, erst einmal Herzlichen Glückwunsch –  im November 2020 hast du den Deutschen Karikaturenpreis in der Kategorie “Bester Newcomer” gewonnen. Was bedeutet dir diese Auszeichnung und wie hoffst du, wird sie sich auf deine nahe Zukunft auswirken?

Felix: Vielen Dank! In erster Linie ist es eine schöne Bestärkung und Motivation, weiter zu zeichnen. Tatsächlich hat sich daraus auch schon die ein oder andere Auftragsarbeit ergeben. Neben einer 40 Stunden-Woche zu zeichnen ist nicht immer leicht, aber gerade im Lockdown ein schönes Hobby und Zuverdienst.

Cartoons alleine können nicht die Welt verbessern

Dock 11: Die Zeichnung, mit der du dich beworben hattest, spielt mit der gesellschaftlichen Reaktion auf die Corona-Krise. Gleichzeitig wird das Gesundheitssystem in Frage gestellt. Was können Karikaturen, was ein klassischer Bericht zur Situation nicht kann? 

Felix Gropper
Felix Gropper in der Redaktion von »11 Freunde«. Foto: Max Hennig

Felix: Erheitern. Und das ist schon viel wert. Im Idealfall werden darüber hinaus Missstände aufgedeckt und Denkanstöße geliefert. Cartoons alleine können aber nicht die Welt verbessern. 

Dock 11: Karikaturen könnte man auch als »Meinungskunst« beschreiben. Wie wichtig ist ein politisch-gesellschaftliches Interesse für den/die Meinungskünstler*in, um sich in diesem Bereich ausdrücken zu können?

Felix: Das sehe ich nur zum Teil so. Es gibt sehr lustige Beispiele für Cartoons, die durch reinen Unsinn bestechen. Cartoons müssen nicht immer den Anspruch haben, die Welt zu erklären. Mit diesem Ansatz geht auch die Lockerheit verloren. Oberste Priorität hat der Witz.

Lokalpatriotismus wird im Saarland ja durchaus ernst genommen

Dock 11: Du kommst aus Braunschweig, hast aber an der HBK Saar Kommunikationsdesign studiert. Derzeit bist du für ein Volontariat bei dem Fußballmagazin 11 Freunde in Berlin. Welche Rolle spielte das Studium in deiner künstlerischen Entwicklung und wo siehst du die Vorteile, in einem kleinen Bundesland wie dem Saarland zu studieren? Was hat genau diesen Standort der Hochschule besonders gemacht?

Felix: Ich bin eher zufällig im Saarland gelandet. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase habe ich mich im Saarland über sieben Jahre sehr wohl gefühlt. Ich bin der HBK sehr dankbar und betrachte es als außerordentlichen Glücksfall dort studiert zu haben. Vom Hausmeister über die Studienverwaltung bis zu den Lehrbeauftragten und Professor*innen ein menschlich überragender Ort! Die HBK besticht durch eine wunderbare, familiäre Atmosphäre, die uns Studierenden immer genug Freiraum gelassen hat, ein lehrreiches und sehr spaßiges Studium zu verbringen.
Außerdem habe ich die Stadt sehr schätzen gelernt. Ähnlich wie meine Heimatstadt Braunschweig ist Saarbrücken ja nicht unbedingt eine Schönheit auf den ersten Blick. Vor allem durch die Saarbrücker*innen fand ich es den idealen Ort zum Studieren. Ich vermisse besonders die Kneipen im Nauwieser.

Dock 11: In deiner Diplomarbeit 2018 hast du dir zur Aufgabe gemacht, die saarländische Satirezeitschrift »Der Tintenfisch« aus den 40er/50er Jahren neu überarbeitet und für drei limitierte Ausgaben wieder aufleben zu lassen. Worin lag das Ziel für dich in dieser Arbeit? Würde solch ein regionales Projekt überhaupt über einen längeren Zeitraum funktionieren?

Felix: Ausschließen würde ich das nicht. Vermutlich müsste man es in zeitgemäßere Medien transferieren und etwas massentauglicher arbeiten. Aber genug Absurdes passiert im Saarland allemal. Und das Interesse ist auch vorhanden. Lokalpatriotismus wird im Saarland ja durchaus ernst genommen. Den Reiz in der Arbeit habe ich vor allem darin gesehen, dass man in einem Magazin viele kleine Ideen umsetzen kann und nicht auf eine große Idee setzen muss.

Mir fehlt hier vor allem diese gelassene »Ei jo – Mentalität«

Dock 11: Mittlerweile lebst du ja in Berlin. Welche Unterschiede im Bezug auf die Kreativwirtschaft stellst du in der »Hauptstadt der Kreativen« fest? Wird sie ihrem Spitznamen im positiven Sinne gerecht oder gibt es mittlerweile ein Überangebot an Kreativität? Oder besser gesagt: wie kommt man als Kreative*r mit der Konkurrenzlage zurecht?

Felix: Zur Berliner Kreativwirtschaft kann ich (noch) wenig sagen. Ich bin hier schließlich pünktlich zum Lockdown hergezogen und kenne vor allem meine Wohnung und die Redaktion. In einer kreativen Konkurrenz stehe ich durch meine Arbeit aber nicht. Zumal gerade im Cartoon/Illustratoren Bereich der Wohnort im E-Mail-Zeitalter keine Rolle spielt. Allerdings ist schon spürbar, dass hier sehr viele Kreative arbeiten. Manchmal ist mir das schon fast zu viel; jede*r ist Selbstverwirklicher*in und muss jederzeit darüber erzählen. Sympathischer ist mir das Saarland auf jeden Fall. Mir fehlt hier vor allem diese gelassene »Ei jo -Mentalität«.

Dock 11: Danke dass du dir Zeit genommen hast und viel Erfolg weiterhin!

Felix: Ich hab zu danken. Beste Grüße an die Saar!

Die neue Ausschreibung des Deutschen Karikaturenpreises startet voraussichtlich Ende Mai 2021. Alle Informationen dazu findet ihr auf der Website der Initiative.

Das Interview führte Christina Droll

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