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Best Practice

Neue Klänge für die Kultur

Der im Juli 2020 in Saarbrücken gegründete Verein Prospektiv e.V. hat es sich zum Ziel gesetzt, Kunst und Kultur in der Region zu unterstützen, auszuweiten und zu bereichern. Es sollen neue Räume erschlossen, nutzbar gemacht und mit Inhalten belebt werden. Ein erstes kulturelles Ausrufezeichen setzte der Verein mit seinem »Experimance-Festival« für Klangkunst im Sommer 2021. Wir sprachen mit den Vereinsmitgliedern Kathrin Lambert und Peter Heck unter anderem über die Ziele des Vereins, ihr Klangkunstfestival und alternative Kulturformate. 

Neue Klänge für die Kultur

Dock 11: Könntet ihr uns euren Verein Prospektiv e.V. kurz vorstellen? Was sind eure Ziele, wen sprecht ihr an, wer kann mitmachen?

Kathrin & Peter: Der Kulturverein Prospektiv hat es sich zum Ziel gesetzt, Kunst und Kultur in der Region zu fördern. Wir wollen Möglichkeiten schaffen, die Künstler:innen, Kulturschaffenden und Kulturprojekten Freiräume bieten und dadurch vielen Menschen Zugang zu Angeboten ermöglichen. Dies soll durch die Organisation von Kunst-, Kultur- und Musikveranstaltungen verwirklicht werden. Ebenso wollen wir weitere soziokulturelle Bildungsoptionen anbieten.

Wir wollen weitere soziokulturelle Bildungsoptionen anbieten.

Gründer:innen und Mitglieder des gemeinnützigen Vereins sind kulturschaffende [Wahl-] Saarbrücker:innen mit vielfältigen Erfahrungen in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern, aus dem Kunst, -Kultur- und Veranstaltungsbereich. Da der Verein projektorientiert handelt, sind vor allem Personen mit passendem Fähigkeitsprofil, oder harmonierenden Projektideen aktive Mitglieder. Interessierte, die sich eher fördernd einbringen möchten, können auch als Fördermitglied Teil des Vereins werden.

Dock 11: Ihr habt mit dem Klangkunst-Festival »Experimance« diesen Sommer ein erstes kulturelles Zeichen in und für Saarbrücken gesetzt. Wie kam es zur Idee, gerade in dieser damals für Kulturevents sehr schwer planbaren Zeit, ein mehrtägiges, interdisziplinäres Klangkunstfestival auf die Beine zu stellen? Wie fällt eure Bilanz auch angesichts der schwierigen Umstände für Live-Events aus?

Kathrin & Peter: Das Event besteht seit 2016 ja bereits in schlanker Form als Abendveranstaltung. Im vergangenen Jahr wollten zwei Mitglieder des Vereins diese Veranstaltung auf ein neues Level bringen, wodurch die Idee des Festivals ins Rollen kam. Zum Planungsstart war noch nicht klar abzusehen, dass die Pandemie 2021 überhaupt noch ein Thema sein wird. Als es dann doch problematisch wurde, hielt uns vor allem der Gedanke am Ball, dass kulturell nicht viel passieren wird, wenn sich keiner traut.
Da unsere Förderer aber nach wie vor mitzogen, ein paar Anpassungen möglich waren und sechs Wochen vor der Veranstaltung alle Zeichen auf machbar standen, konnten wir uns dazu durchringen, das Event durchzuführen. Unserer Meinung nach konnte sich das Resultat auch durchaus sehen lassen, denn trotz des Risikos und den Abstrichen war es ein gelungenes Festival. Unterm Strich steht das Ergebnis aufgrund der Restriktionen leider in keiner guten Relation zum Aufwand. Ohne die viele ehrenamtliche Arbeit wäre das Projekt so oder so schon nicht zu stemmen. Den Aufwand dann nur für eine durch die Auflagen begrenzte kleine Gruppe zu betreiben, wäre auf Dauer nicht machbar. Weder im gewerblichen noch im gemeinnützigen Bereich.

Wir sind froh, dass wir Saarbrücken in dieser kargen Phase etwas Abwechslung bieten konnten.

Wir sind froh, dass wir Saarbrücken in dieser kargen Phase etwas Abwechslung bieten konnten. Unter denselben Umständen würden wir jedoch nicht nochmal so viel Aufwand für eine Veranstaltung betreiben. Da sich diesbezüglich aber die Wogen sicherlich in den nächsten Monaten glätten werden, sollte das im kommenden Jahr kein Problem mehr sein.

Dock 11: Wie finanziert sich euer Verein? Und wo erfahrt ihr noch Unterstützung bzw. trefft auf positive Reaktionen für euer Projekt?

Kathrin & Peter: Insgesamt finanzieren wir uns über Mitgliedsbeiträge und Einnahmen von Projekten. Bei der Realisierung von Veranstaltungen, wie z.B. dem »Experimance Festival«, sind wir auf öffentliche und private Förderungen durch staatliche Institutionen oder Stiftungen angewiesen. Da wir noch ein sehr junger Verein mit einem übersichtlichen Portfolio sind, sind Fördermitglieder und Geldgeber:innen noch nicht ganz so zahlreich. Wir konnten jedoch während unserer Projekte die Erfahrung machen, dass der Wille und Interesse zur Unterstützung bei zielgerichteten Kultur- oder Jugendprojekten recht groß ist. Daher hoffen wir, in Zukunft auch durch direkte Förderung unseres Vereins genug finanziellen Handlungsspielraum zu erlangen, um auch ohne finanzielle Unterstützung durch Dritte gemeinnützige Projekte durchführen zu können.

Dock 11: Wir leben dicht an den Grenzen zu Frankreich und Luxemburg, aber auch Rheinland-Pfalz. Werdet ihr in eurem Verein auch grenzüberschreitend denken und handeln?

Kathrin & Peter: Das steht definitiv auf der Agenda, jedoch haben wir leider noch keine konkreten Anknüpfungspunkte in Frankreich oder Luxemburg gefunden. Allgemein finden wir den Blick in die Region aber wichtig und auch Belgien und die Niederlande haben Spannendes zu bieten.

Dock 11: Die Revitalisierung der Innenstädte steht momentan weit oben auf der Agenda von Politik und Wirtschaft. Wie treibt euch dieses Thema an?

Uns persönlich ist es wichtig, hier ein Alternativprogramm zu schaffen.

Kathrin & Peter: Da die Frage an uns gerichtet wird, ist wahrscheinlich der kulturelle Aspekt gemeint. Saarbrücken hat eine schon eine recht vitale Innenstadt: Die Bahnhofstraße ist ständig voll und auch kulturelle Zentren wie Galerien, Staatstheater und Museum haben immer ein hochwertiges Programm. Uns persönlich ist es aber wichtig, hier ein Alternativprogramm zu schaffen, dass die Personen anspricht, die auf herkömmliche Kulturangebote keine Lust haben oder dazu (noch) keinen Zugang finden. Hierzu braucht es aber auch Orte, an denen solche Konzepte gut realisierbar sind und da ist Saarbrücken noch recht schwach aufgestellt. Wir sind froh, dass es Locations wie die von unserem Festival bespielten »Automat Art Space«, »Garelly Haus« und »Sektor Heimat« gibt. Ohne deren Unterstützung wären viele alternative Projekte in Saarbrücken nicht möglich.

Dock 11: Könnt ihr uns und unseren Leser:innen noch einen Ausblick in eure Vereins-Zukunft gewähren? Was steht noch alles auf eurer Agenda?

Kathrin & Peter: In den Herbstferien gab es eine soziokulturelle Kooperation mit dem DAJC und JUZ united, bei der es ein Kreativ-Workshop für Jugendliche rund um das Thema Papier angeboten wurde. Einige andere Projektideen liegen bereits in der Schublade, außerdem ist nach dem Festival bekanntlich vor dem Festival!

Dock 11: Liebe Kathrin, lieber Peter, danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit eurem Verein ud euren Events!