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Best Practice

»Vom Saarland nach Hollywood: Wie man mit Produktionsmusik den internationalen Musikmarkt erobert«

Am 1. August 2024 wird Michael Maas im Rahmen eines Impulsvortrags mit anschließender Q&A Session Einblicke in das Sync Music Business geben. Wir sprachen vorab mit ihm über die Besonderheiten einer sehr speziellen Branche und wie man es aus dem Saarland nach Hollywood schafft.

»Netzwerken und persönliche Kontakte sind entscheidend in unserem Geschäft«

Michael Maas hat sich als Komponist in der internationalen Musikwirtschaft einen Namen gemacht. Mit seiner beeindruckenden Arbeit an Trailern für Hollywood-Filme, Serien und Games sowie seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit führenden Produktionshäusern wie Phantom Power ist Maas eine inspirierende Persönlichkeit in der internationalen Musikwirtschaft. Im Rahmen dieses Interviews gewährt er Einblicke in seine kreativen Prozesse, die Relevanz von Netzwerken, seine Prognosen für die Zukunft der Musikproduktion und die größten Unterschiede zwischen den relevanten Märkten. 

Dock 11: Hey Michael! Vielen, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst.
Uns begegnen in unserem Arbeitsalltag wirklich viele Spezialist:innen und Akteure der Kreativwirtschaft, die sehr erfolgreich Nischen besetzen, von denen wir vorher vielleicht gar nichts wussten. So ist es auch bei dir: Du stichst heraus was sowohl die Besonderheit deiner Branche, als auch deinen Erfolg angeht. Daher möchte ich mit meiner Frage direkt mit der Tür ins Haus fallen: Wie wird man denn eigentlich Komponist für Trailer, Hollywood Filme und Videospiele?

Michael Maas: Das war reiner Zufall. Etwa im Jahr 2013 begann ich, Instrumentalmusik zu komponieren und auf YouTube und SoundCloud hochzuladen. Unter einem meiner YouTube-Videos kommentierte jemand: „Das klingt wie Trailer Music.“ Damals wusste ich ehrlich gesagt nicht einmal, was Trailer Music war. Fast zeitgleich spielte mir ein Freund im Auto eine CD von „Two Steps From Hell“ vor, den Pionieren der Trailer Music. Ich bewarb mich dann mit meinen ersten richtigen Kompositionen bei Verlagen für Trailer Music in Amerika und erzielte schnell zwei Platzierungen in TV Spots für „Spider-Man“ und „Chappie“. Seitdem konzentriere ich mich größtenteils auf Trailer Music. 

Heute kann ich mich viel mehr als Künstler präsentieren als noch vor zehn Jahren.

Dock 11: Am 1. August wirst du uns beim Event Sync Music Business – Dein Weg, mit Musik in Medien Geld zu verdienen! Rede und Antwort zu einer aufregenden und sehr speziellen Branche stehen. Kannst du uns kurz erklären, was die Leute hier erwartet? 

Michael Maas: Zuerst werden wir klären, was Produktionsmusik überhaupt ist, wie sie klingt und in visuellen Medien eingesetzt wird. Anschließend befassen wir uns mit den Einnahmequellen dieser Musik und den notwendigen Registrierungen, um diese Einnahmen überhaupt zu erhalten. Wir werden auch das allgemeine Produktionsmusikbusiness besprechen, wie zum Beispiel:

  • Welche Einnahmen kann ich damit erzielen und wie schnell?
  • Wo kann ich mich bewerben?
  • Wie bewerbe ich mich?
  • Welches Genres der Produktionsmusik laufen im TV besonders gut?
  • Weltweite Nutzung von Produktionsmusik über Sub-Verlage.
  • Netzwerken.
  • Wie sehen die Standard Verträge im Bereich Produktionsmusik aus?

Dock 11: Dein Wissen und deine Erfahrungen teilst du ja nicht nur im Rahmen dieses Events, sondern du bietest auch in deiner Online Academy Weiterbildungen zum SyncMusic Business an. Wir wollen on top zu unserem Event mit dir, den Menschen Zugang zu deiner Academy geben und vergeben daher bei dem Event fünf Slots, die die Leute kostenfrei nutzen können. Kannst du uns kurz erklären, was die Gewinner:innen in den Kursen erwartet? 

Michael Maas: Im Grunde bietet dieser Kurs eine wesentlich detailliertere Betrachtung des Produktionsmusikgeschäfts als mein Vortrag bei euch. In den Kursen gehe ich auf jeden Punkt ausführlicher ein und erläutere die Zusammenhänge tiefer. Das Beste an den Kursen ist, dass man sie nach eigenem Zeitplan absolvieren kann und sich jedes Modul immer wieder ansehen und daraus lernen kann. Leider ist die Zeit für meinen Impulsvortrag zu knapp, um alles umfassend zu erklären. Die Kurse enthalten jedoch alle notwendigen Informationen, um in diesem Geschäft erfolgreich zu starten. 

Wir bieten zwei verschiedene Kurse an:

1) „The Ultimate Guide To Making A Living from Media Music“ – dieser Kurs ist sowohl geschäftlich als auch praktisch orientiert und zeigt zum Beispiel, wie man für diesen Bereich komponiert.

2) „Trailer Music Production – The Ultimate Guide to Hollywood Trailers!“ – dieser Kurs konzentriert sich ausschließlich auf die Produktion von Trailer Music.

Durchhaltevermögen, Beständigkeit und der stetige Wunsch, sich zu verbessern, sind entscheidend.

Dock 11: Welche Fähigkeiten und Qualitäten sind denn im internationalen Geschäft deiner Meinung nach besonders wichtig?

Michael Maas: Durchhaltevermögen, Beständigkeit und der stetige Wunsch, sich zu verbessern, sind entscheidend. Man braucht ein dickes Fell, denn es ist nicht immer einfach, einen Titel nach den Vorstellungen eines Music Supervisors zu ändern – manchmal sind bis zu 20 Versionen nötig. Vor allem wenn wir über Hollywood Produktionen reden… Was mir immer wieder auffällt, ist, dass vielen Komponist:innen der Geschäftssinn fehlt. Talent allein reicht nicht aus, wenn man keine Kenntnisse vom Business hat. Man sollte auch täglich nach Trends Ausschau halten und zumindest ein wenig mit dem Strom schwimmen. Ich weiß, das ist nicht immer einfach, aber es ist notwendig, um langfristig im Geschäft zu bleiben.

Dock 11: Was sind denn die größten Unterschiede im Umgang mit internationalen Produzent:innen im Vergleich zum deutschen Markt? Geht man mit Feedback und Kritik von hochkarätigen Hollywood-Produzent:innen anders um? Was sind die wichtigsten Lektionen, die du aus deiner langjährigen Zusammenarbeit mit führenden Produktionshäusern gezogen hast?

Michael Maas: In unserem Bereich spielt es im Prinzip keine Rolle, ob du ein:e Top-Hollywood-Produzent:in bist oder ein:e Anfänger:in, und ob du in Deutschland oder in Hollywood lebst. Im Bereich der Produktionsmusik geht es weniger um das persönliche Ego als vielmehr um die Qualität der Produktion. Entweder du lieferst exzellente Arbeit ab oder nicht. Als Komponist:innen stehen wir eher im Hintergrund; die meisten wissen nicht, wer die Musik für einen Filmtrailer komponiert hat und viele glauben noch immer, dass die Musik direkt aus dem Filmscore stammt. Ebenso denken die wenigsten darüber nach, woher die Hintergrundmusik für Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel“ oder “The Bachelor” kommt.
Der Vorteil der Produktionsmusik ist, dass man nicht im Rampenlicht steht, obwohl der Markt sehr groß ist. Natürlich ist es eine Tatsache, dass man in Deutschland ernster genommen wird, wenn man in Hollywood Fuß gefasst hat.
Die wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, sind: Stelle dein persönliches Ego zurück, nimm Feedback nie zu persönlich und gib immer dein Bestes, wenn du deine Arbeit ablieferst.

Natürlich ist es eine Tatsache, dass man in Deutschland ernster genommen wird, wenn man in Hollywood Fuß gefasst hat.

Dock 11: Wie gelingt es dir, deine persönliche künstlerische Vision in die kommerziellen Anforderungen von großen Produktionen zu integrieren? Ist das überhaupt möglich oder muss man sich davon ein Stück weit verabschieden, wenn man auf diesem Markt bestehen will?

Michael Maas: Es ist nicht unmöglich, sagen wir mal so. Besonders zu Beginn deiner Karriere wird niemand unbedingt auf dich hören wollen. Du hast einen Job zu erledigen und das war’s. Das mag hart klingen, aber das ist die Realität. Im Laufe der Jahre und hoffentlich mit größeren Erfolgen werden die Leute beginnen, dich ernster zu nehmen und deine Meinung zu schätzen. Möglicherweise entwickelst du in dieser Zeit auch deinen eigenen Stil, den andere zu schätzen wissen.
Heutzutage, wenn ein Verlag auf mich zukommt, entwickle ich oft das Konzept für ein Album und kann mich viel mehr als Künstler präsentieren als vor zehn Jahren. Dies ist jedoch das Ergebnis von Erfahrung und persönlicher Entwicklung. Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, Projekte für den Markt zu machen, aber auch sich selbst dabei nicht zu vernachlässigen. Das bedeutet, dass man nebenbei weiterhin an eigenen Projekten arbeitet die einem persönlich gefallen, die sich manchmal vielleicht sogar mit aktuellen Aufträgen überschneiden können. So verliert man nie seinen persönlichen Fokus.

Dock 11: Welche Rolle spielten bislang Netzwerke und Kontakte in deiner Karriere und wie bewertest du das Netzwerk hier im Saarland?

Michael Maas: Netzwerken und vor allem persönliche Kontakte sind entscheidend in unserem Geschäft. Es ist wichtig zu verstehen, wie klein die Branche ist und dass im Prinzip jede:r jede:n kennt. Über Facebook-Gruppen kann man perfekt Kontakte knüpfen, sei es zu Verlagen oder anderen Komponist:innen, sollte jedoch stets vorsichtig sein. LinkedIn ist ebenfalls eine großartige Plattform, um mit Verlagen ins Gespräch zu kommen.

Netzwerken und vor allem persönliche Kontakte sind entscheidend in unserem Geschäft.

Jedes Jahr bin ich mindestens einmal in Los Angeles, um Kund:innen, Verlage und Geschäftspartner:innen zu treffen. Der persönliche Kontakt ist wichtig, um deine Musik mit einem Gesicht und einer echten Person zu verbinden. Persönliche Treffen öffnen oft Türen, die sonst schwer zu öffnen wären.
Unser Netzwerk im Saarland ist aufgrund der geringen Größe leider sehr klein, dessen muss man sich bewusst sein. Dennoch ist auch hier Netzwerken möglich. Es ist jedoch ratsam, sich stärker auf das internationale Geschäft und internationale Kontakte zu konzentrieren; ins Saarland zurückkommen kannst du immer noch später. „Think big“.

Dock 11: Lieber Michael, vielen Dank für deinen spannenden Blick hinter die Kulisssen! Wir freuen uns auf deinen Input am 1. August!

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