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Dock 11 Canvas #6

Der Gestaltung der Dock 11 Website liegt die Idee zugrunde, lokale Kreative zu supporten. Unser Layout nutzen wir dazu als einen temporären Dock 11 Canvas, auf dem wir Künstler:innen immer wieder die Chance geben, sich zu präsentieren. Regelmäßig suchen wir geeignete Grafiken und Illustrationen aus, um Dock 11 zu verschönern und eurem Artwork die passende Plattform zu bieten. Den Canvas #6 gestaltet für uns Manon Scharstein. Wir haben mit Manon über ihre Arbeit gesprochen.

Dock 11 Canvas #6 1

Lieben Dank Manon, dass du unser neues Dock 11 Canvas gestaltet hast!

Das Layout unserer Website ist so designt, dass wir regelmäßig Künstler:innen die Möglichkeit geben können, sich auf ihr zu präsentieren. Nachdem die Illustration von Fritz Quadrata unsere Website zierte,  freuen wir uns, nun die Arbeit der in Saarbrücken lebenden Künstlerin Manon Scharsteins auf der Website zu präsentieren. 

In diesem Interview stellt sich Manon unseren Fragen über ihre Arbeit, den Illustrator:innenberuf und welche Unterstützung man als angehende Illustrator:in wahrnehmen kann.

Dock 11: Wieso hast du dir für die Dock 11 Website diese Illustration ausgesucht? Was ist darauf zu sehen, was deiner Meinung nach für Dock 11 steht?

Manon: Die Idee für diese Illustration hatte ich, weil ich eine Textzeile in einem neuen Song von Peter Fox (Celebration) immer falsch verstanden habe:  »Nimm meine Hand, my Dear, lass uns anvisieren«. Ich weiß, das klingt ein bisschen quatschig, aber ich fand die Idee so nett, sich bei der Hand zu nehmen und dann ein Ziel anzuvisieren und gemeinsam dorthin zu laufen. Und dann fand ich, dass dieses Bild für mich ganz gut zu dem passt, was Dock11 für die Kreativszene macht: Ich habe jetzt schon öfter erlebt, dass ihr irgendein Angebot hattet, was mir bei meinem »anvisierten« Ziel, Illustration zum Beruf zu machen, weitergeholfen hat – und ich steh ja gerade noch ziemlich am Anfang meiner Berufslaufbahn, da ist es sehr nett, zwischendurch mal ein bisschen »an die Hand genommen« zu werden.

In der Illustration habe ich außerdem versucht, dieser Landschaft, in die man da mitgenommen wird, ein wenig Magie und so ein bisschen was Verheißungsvolles mitzugeben. Gerade als Freiberufler:in – aber ich denke, in der Kreativbranche allgemein – ist der Weg, für den man sich da entschieden hat, ja mitunter etwas steinig und anstrengend. Gleichzeitig wohnt einem kreativen Beruf ja durchaus auch etwas Abenteuerliches, Spannendes bei – ich neige mitunter dazu, das bei der Arbeit zu vergessen, deshalb wollte ich mit der Zeichnung gewissermaßen daran erinnern.

Dock 11: Du hast ja im letzten Jahr an der Professionalisierungsreihe »Dock 11 Kolloq« teilgenommen, die wir im Jahr 2024 auch weiterhin anbieten werden. Wie hat dir denn die Reihe bei deiner beruflichen Entwicklung geholfen und würdest du die Teilnahme daran auch anderen Nachwuchs-Illustrator:innen nahelegen?

Und nicht zuletzt war es auch einfach sehr nett, sich zwischendurch mit anderen Leuten auszutauschen – es entsteht so ein Gemeinschaftsgefühl dadurch, dass alle dieselben Struggles haben, und das entsteht nicht, wenn du die ganze Zeit nur allein vorm Tablet sitzt

Manon: Ich würde das Kolloq auf jeden Fall Nachwuchs-Illustrator:innen ans Herz legen – für mein Empfinden lernt man in der kreativen Arbeit unheimlich viel durch den Austausch mit anderen Kreativschaffenden, seien es konkrete Fähigkeiten oder berufliche Dinge. Außerdem, auch wenn das ein nerviger Satz ist, funktioniert einfach viel über Connections, deshalb sollte man sich frühzeitig darin üben, keine Scheu vor Austausch zu haben und kein Konkurrenzdenken aufzubauen. Da hat mir das Kolloq, u.a. durch die Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse, wirklich gute Möglichkeiten gegeben.

Und nicht zuletzt war es auch einfach sehr nett, sich zwischendurch mit anderen Leuten auszutauschen – es entsteht so ein Gemeinschaftsgefühl dadurch, dass alle dieselben Struggles haben, und das entsteht nicht, wenn du die ganze Zeit nur allein vorm Tablet sitzt.

Dock 11: Du hast zuvor in Berlin Film- und Theaterwissenschaften studiert und arbeitest nun im Saarland. Was macht deiner Meinung nach den Standort für Selbstständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft interessant? 

Manon: Das Gute am Saarland, insbesondere im Vergleich zu großen Städten wie Berlin, ist zum einen, dass die Vernetzung viel viel besser funktioniert. Dadurch, dass ich an der HBKsaar studiert habe, kannte ich schon einen guten Teil der Grafik-Kreativszene in Saarbrücken. Das hat mir den Berufseinstieg enorm erleichtert, weil ich öfter weiter empfohlen wurde. In Berlin ist dein Name in einem Pool mit Tausenden anderen Leuten, die exakt dasselbe machen wie du – in Saarbrücken sind es vielleicht nur hundert, das ist für meine Szene schon nicht ganz schlecht. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es einzelne Projekte (wie z.B. Dock 11) gibt, die sich gezielt für die Förderung der Kreativszene einsetzen – vielleicht auch, weil das Saarland diesen »Booster« ein bisschen mehr braucht? Aber in Berlin musst du dafür gar kein Geld locker machen, weil eh alle dahin wollen und eh alle Kunst machen – das wird schnell frustrierend, wenn du versuchst, davon zu leben.

Dock 11: Welche Art von Projekten liegen dir am ehesten und wer sind deine typischen Auftraggeber:innen?


Manon: Am liebsten mache ich natürlich Illustrationen, bei denen ich mich ein bisschen austoben kann – wo ich mich also nicht an einen bestimmten Stil anpassen muss, sondern auch etwas von mir mit reinbringen kann. Andererseits finde ich an Illustration gerade spannend, mich an meine Auftraggeber:innen anzupassen und zu versuchen, dass, was sie kommunizieren wollen, möglichst gut zu visualisieren.

Ich kann wirklich nicht sagen, dass ich schon typische Auftraggeber:innen habe; in letzter Zeit habe ich viele Graphic Recordings (visuelle Protokolle) erstellt und mache das auch sehr gerne. Die letzten drei Aufträge waren aber ganz anders: Eine Postkarten-Kampagne, ein Sticker und ein Animationsfilm. Ich bin also momentan eher noch dabei, auszuloten, wo ich überall meine Illustrationen unterbringen kann.

Dock 11: Wie sieht dein kreativer Prozess aus, wenn du an neuen Illustrationen arbeitest? Hast du bestimmte Rituale oder Arbeitsgewohnheiten, die dir helfen, in den Schaffensprozess einzutauchen?

Am Anfang steht bei mir immer mein Skizzenbuch

Manon: Am Anfang steht bei mir immer mein Skizzenbuch (ich habe mittlerweile eine Kommode voll davon). Dort sammele ich erstmal in kleinen Scribbels Ideen für das Thema und probiere, welche davon auch visuell funktioniert. Danach, vor allem für Aufträge, gehe ich meistens ans Tablet und fertige eine digitale Reinzeichnung an; das sind eigentlich die zwei wichtigsten Schritte. Ganz am Ende kommt noch der Schnickschnack dazu, der das Ganze zu einer richtigen Illustration macht: Farben, Textur, Hintergründe etc. Dafür versuche ich schon seit längerem, mir eine eigene kleine Datenbank zusammenzustellen mit Farbkombinationen, Texturen oder irgendwelchen Special Effects, die die Illustration besonders machen – da sind auch viele Fotos dabei von zum Beispiel Häuserwänden, alten Plakaten oder Ladenschildern oder diesen schicken Hipsterpullis, die wir alle tragen.

Dock 11: Blicken wir in die Zukunft: Welche Ziele oder Pläne hast du für deine Karriere als Illustratorin? Möchtest du eher gezielt auf bestimmte Projekte hinarbeiten oder dich spontan entscheiden und sehen, welche Möglichkeiten sich ergeben?

Manon: Ich würde sagen, eine Mischung aus beidem: Ich hab schon ein paar Ziele, auf die ich hinarbeiten will – zum Beispiel möchte ich als Nächstes mal einen längeren Comic fertigstellen und veröffentlichen, ich würde gerne langfristig auch mal im Ausland arbeiten und hätte schon auch Lust, mal in die Lehre zu gehen. Gleichzeitig bin ich wirklich noch zu jung, um zu wissen, was es alles spannendes an Jobs da draußen gibt und möchte mich nicht jetzt schon zu sehr festlegen. 2021 hab ich ein Praktikum im Bereich Ausstellungsgestaltung gemacht und konnte da ziemlich viel illustrieren, aber auch meinen geisteswissenschaftlichen Background nutzen, was ziemlich nice war – dabei kannte ich dieses Berufsfeld vorher gar nicht.

Jetzt gerade mach ich ein bisschen Akquise als Freiberuflerin, bewerbe mich aber parallel für verschiedene Praktika und Jobs in Agenturen und Ausstellungsbüros und überlege auch, wo ich meinen Master machen kann; währenddessen wird bestimmt sich bestimmt noch was auftun, woran ich jetzt noch gar nicht denke.

Vernetzt euch, macht Praktika, macht Werkstudi-Jobs und bewerbt euch überall, worauf ihr Lust habt – auch, wenn ihr meint, euer Portfolio passt nicht ganz rein

Dock 11: Was würdest du jungen, aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern raten, die sich in der Welt der Comics und Illustrationen etablieren möchten?

Manon: Vernetzt euch, macht Praktika, macht Werkstudi-Jobs und bewerbt euch überall, worauf ihr Lust habt – auch, wenn ihr meint, euer Portfolio passt nicht ganz rein. Besorgt euch ein Portfolio, besorgt euch eine Webseite: Auch wenn ihr nie genug Zeit dafür finden werdet, sie zu aktualisieren, beides ist einfach unglaublich wichtig, um professionell rüberzukommen. Schafft euch eine Arbeitsroutine und sucht euch Leute, mit denen ihr gut zusammenarbeiten könnt – alleine wird die Arbeit schnell langweilig und zu mehreren kann man sich immer wieder aufs Neue inspirieren.

Weitere Infos rund um die Kreativwirtschaft findet ihr in unserem Magazin.