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Initiative Pop – Die Interviews & alle Infos

Initiative Pop – Die Interviews & alle Infos 2

Die grenzüberschreitende Partnerschaft zwischen »pop rlp« und »L’Autre Canal« in Nancy/Frankreich gibt euch die Möglichkeit, euer Vorhaben nicht nur regional, sondern ausgeweitet in der Großregion zu realisieren. Neben den Hauptakteur*innen aus der französischen Region Grand Est und Rheinland-Pfalz haben sich der »Initiative Pop«, dem Förderprojekt zur Professionalisierung des Musikbusiness in der Großregion, außerdem Akteur*innen aus Belgien, Luxemburg und dem Saarland angeschlossen. Der offizielle Saarlandpartner ist dabei der PopRat Saarland e.V. Um einen der begehrten 40 Plätze des kostenlosen zwölfmonatigen Bildungsprogramms zu bekommen, könnt ihr euch über die Homepage der Initiative Pop bis zum 28. Februar 2021 bewerben. Gefördert wird die Konzeptionsphase des Projekts vom Verein Kulturraum Großregion, der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und dem saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur. Die Kofinanzierung erfolgt durch das EU-Programm Creative Europe.

Alles über die »Initiative Pop«, die Inhalte des Bildungsprogramms und an wen sich das Musikförderprojekt besonders richtet, erzählen euch Projektleiter Florian Sczesny von »pop rlp« und das saarländische PopRat-Vorstandsmitglied Gregor Theado im Gespräch mit Dock 11.

Dock 11: Hallo Florian! Schön, dass du dir Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten! Kannst du uns kurz erzählen, wie es zu der Initiative Pop kam und wie die Seminare aufgebaut sind? Wie ermöglicht ihr z.B. Berufstätigen die Teilnahme? 

Florian: Seit 2012 sind wir Teil des Netzwerkes »Multipistes – Artist Support, Training & Education« in dem wir im Bereich der Großregion mit Einrichtungen in Frankreich, Belgien, Luxemburg und dem Saarland junge, aufstrebende Bands und Künstler*innen coachen. Der Fokus ist hier klar die künstlerische Arbeit. Hier hatten wir schon seit geraumer Zeit den Plan, auch die Mechanismen des Musikbusiness zu vermitteln. Ein Trierer Musiker, Michael Kernbach, hatte dann die Idee zur Initiative Pop, damals noch unter dem Namen iPop und auch schon ein paar Inhalte dazu im Kopf. Damit sind wir dann gemeinsam zum Kulturministerium in Mainz gegangen und haben eine Finanzierung zur Planung des Projekts »Initiative Pop« erhalten.  Mit diesen Mitteln haben wir das Projekt konzipiert und einen EU-Antrag auf’s Gleis setzen können und freuen uns, dass die Partnereinrichtungen von »Multipistes« auch im neuen Projekt an Bord sind.
Doch zu den Inhalten:
»Initiative Pop« besteht aus zwei Hauptteilen: Part I • Wissensvermittlung & Beratung & Part II • Durchführung einer Projektarbeit. Part I wird primär durch Online-Webinare & Panels realisiert und zudem durch physische Treffen und gezielte Beratungen bzw. Lernbegleitung ergänzt. Die Themenfelder geben praxisorientierte Einblicke und Handlungsanweisungen in sämtlichen Feldern der Musikindustrie von strategischen Überlegungen aus eher volkswirtschaftlicher Sicht (Fokus Großregion), über operative Everyday-Business-Maßnahmen (z.B. Erstellung eines Promotionplans, Funding einer eigenen Agentur, …) bis hin zur Vermittlung hilfreicher Soft-Skills & innovativer Work-Life-Balance Ideen.
Das primäre Ziel ist dabei immer, ambitionierten Teilnehmer*innen des Musikmarktes und Young Professionals einen zeitgemäßen und effizienten »Werkzeugkoffer« zur selbstständigen Durchführung eigener Projekte im Bereich Management, Booking, Promotion, Vertrieb, etc. zugänglich zu machen. Bereits berufstätige Teilnehmer*innen profitieren von den jederzeit abrufbaren Webinaren & Panels und von den flexiblen Sprech- und Beratungszeiten des fixen Dozent*innen-Teams, sodass niemand aufgrund bestehender Verpflichtungen an der Teilnahme gehindert wird.

think global, act local

Dock 11: Welche Benefits erhofft ihr euch durch die Initiative Pop für die »Musikszene Großregion«?

Florian: Alle Teilnehmer*innen aus der Musik- und Kreativszene der Großregion sollen durch das Projekt in ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Selbstständigkeit gestärkt werden, sodass innovative und nachhaltige Ideen sich langfristig etablieren können und für alle klar wird, dass die Großregion in ihrer Vielfalt einen fantastischen Ausgangspunkt für alle Betätigungsfelder der Musikwirtschaft bietet.
Ebenso soll die Relevanz transnationaler Beziehungen, in Bezug auf globale Denkweisen mit lokalen Aktionsfeldern, in den Fokus derzeitiger und zukünftiger popularmusikalischer (Wirtschafts-)Akteur*innen aus dem Raum gerückt werden. Die Region wird somit in der Bedeutung ihrer Diversität bestärkt und junge Musikmarktteilnehmer*innen etablieren ein erhöhtes Bewusstsein für die großen Chancen dieser regionalen Eigenschaften.

Dock 11: Strebt ihr eine Verstetigung eures Großregion-Projektes an, beispielsweise in Form regelmäßiger Workshops, eines Verbandes oder einer Interessenvertretung? 

Florian: Natürlich ist eine Verstetigung total sinnvoll und auch unser mittelfristiges Ziel. Ansonsten würden alle Anstrengungen, die wir aktuell in das Projekt stecken, verpuffen. Alle beteiligten Akteur*innen im Projekt sind sich da einig. Wichtig ist natürlich, dass ein solches Projekt entsprechend ausfinanziert, gefördert und getragen wird. Wir werden ab dem zweiten Halbjahr 2021 mit allen Partner*innen und Förder*innen über eine mögliche Verstetigung sprechen. Rheinland-Pfalz jedenfalls ist bereit dazu und hat auch eine Förderung zugesagt. Ein eigener Verband oder eine Interessenvertretung ist erst einmal nicht vorgesehen, da wir unsere Energie zunächst einmal komplett in die erfolgreiche Umsetzung der Initiative Pop stecken müssen.

Lernen von den Musicbiz-Expert*innen

Dock 11: Kannst du uns schon etwas über die Dozierenden verraten? Habt Ihr bei der Auswahl der Dozent*innen eventuell ein Auge auf Mannheim? Da findet man ja insbesondere was die Ausbildung in der Musikbranche betrifft sehr viel Kompetenz.

Florian: Wir haben für jedes Themen-Modul eigene Supervisor*innen ausgewählt, die jeweils absolute Profis und Expert*innen auf diesem Gebiet sind und die auch für die Besetzung der Webinare und Panels zuständig sind. Daran arbeiten wir aktuell. Und natürlich haben wir unsere guten Freund*innen von der Popakademie auf dem Schirm und wissen, dass wir von der dort vorhandenen Expertise profitieren können.

Dock 11: Wo liegen deiner Ansicht nach die jeweiligen regionsspezifischen Besonderheiten der verschiedenen Musikszenen der Großregion?

Florian: Oh, das ist eine Frage, die man nicht beantworten kann, ohne sehr ins Detail zu gehen. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir beabsichtigen, dass die Mobilität der Künstler*innen und Dienstleistenden und die grenzübergreifende Zusammenarbeit weiter verstärkt wird. Die Teilregionen der Großregion können gute Einfallstore in die entsprechenden Märkte sein. Und eben diese marktspezifischen Besonderheiten möchten wir in der Initiative Pop auch herausarbeiten. Wer also mehr darüber erfahren möchte, sollte sich bei der »Initiative Pop« bewerben.

Dock11: Danke für das Gespräch, Florian! Wir wünschen euch viel Erfolg mit der »Initiative Pop«! 

Anschließend haben wir uns noch mit Gregor vom PopRat Saarland e.V. über die Aufgaben des saarländischen Partners bei der »Initiative Pop« unterhalten. 

Dock 11: Hallo Gregor! Kannst du uns kurz erzählen, welche Aufgaben der offizielle Saarlandpartner »PopRat Saarland e.V.« bei der »Initiative Pop« hat? 

Gregor Theado. Foto: Elena Barba

Gregor: Wir möchten die »Initiative Pop« vor allem bei der Durchführung von Events wie z. B. Netzwerkveranstaltungen und Meet-Ups der Teilnehmer*innen unterstützen. Zudem haben wir im Saarland einige professionell und vor allem auch auf dem nationalen und internationalen Musikbankett beheimatete Vertreter*innen der Musikbranche, hier wollen wir, sei es durch Referent*innentätigkeiten oder beim Netzwerkwerken, engmaschige Kontakte zu den Teilnehmer*innen knüpfen.

Skills für die Realisierung eurer Ideen im Popbusiness

Dock 11: Wie können insbesondere die saarländischen Teilnehmer*innen von dem kostenlosen Angebot der »Initiative Pop« profitieren? Welche Skills für welche Zielgruppen vermittelt ihr?

Gregor: Das Angebot richtet sich an alle (jungen) Künstler*innen und Young Professionals aus der Großregion, die engagiert, offen und kooperations- sowie kritikfähig ihr musikalisches Projekt – egal ob Band, Studio oder Label – nach vorne bringen wollen. Die Teilnehmer*innen werden durch grenzübergreifende Vorlesungen, Workshops, Panels sowie Netzwerkevents die effiziente und eigenständige Umsetzung Ihrer Ideen in der Popmusikbranche erlernen. Neben der reinen Wissensvermittlung steht insbesondere auch die Durchführung einer in Kleingruppen organisierten Projektarbeit im Vordergrund.

Dock 11: Verwertungs- und Monetarisierungsstrukturen für Musik sind im Saarland außerhalb von Live-Spielstätten rar gesät. Wollt ihr mit der »Initiative Pop« auch hier etwas entgegensetzen und diese Strukturen in ihrer Professionalisierung unterstützen?

Gregor: Das Saarland hat in der Vielfalt der Künstler*innen (höchste »Banddichte« Deutschlands) und definitiv im Bereich der Live-Spielstätten (wenn nicht gerade Pandemie-Lockdown ist) ganz klar seine Stärken. Bei der Professionalisierung bzw. den Verwertungstrukturen und deren Institutionalisierung hapert es noch und da wollen wir auf jeden Fall ansetzen. Die »Initiative Pop« kann ein Vorreiterprojekt werden, welches nicht nur dazu führt, dass die Teilnehmer*innen sich entsprechend professionalisieren. Es ist vielmehr auch ein nachhaltiger Effekt für das Saarland und die dringend notwendigen Verwerterstrukturen zu erwarten, woran man zukünftig anknüpfen und somit die Idee der DIY-Professionalisierung fortspinnen kann.  

Musikalische Vielfalt der Großregion

Dock 11: Was kann die saarländische Musikszene von der Szene aus Grand Est, Luxemburg, Rheinland-Pfalz oder der Wallonie lernen? 

Gregor: Im Hinblick auf einen kreativen Austausch kann man jeder Musikerin und jedem Musiker sowieso nur anraten, stetig über die Grenzen zu schauen und sich auszutauschen. Kultur und Musik im Besonderen lebt von Vielfalt und Inspiration. Der beispielhafte Vergleich mit Frankreich zeigt, wie unterschiedlich z. B. Pop oder Indie-Rock in den nur wenige Kilometer entfernten Grenzregionen sein können. Die Großregion bietet die Möglichkeit, auf einer recht überschaubaren Fläche eine Vielzahl von Akteur*innen zu erleben. Dies stellt eine große Bereicherung insbesondere für das eigene künstlerische Schaffen dar, wenn man es zulässt, über den eigenen Gartenzaun zu schauen. 

Dock 11: Wo liegen deiner Ansicht nach die jeweiligen regionsspezifischen Besonderheiten der verschiedenen Musikszenen der Großregion?

Gregor: Die Regionen unterscheiden sich zum einen sicherlich in ihrem Angebot, was die musikalischen Genres betrifft, da sich diese in jeder Region in den letzten Jahrzehnten verschiedentlich entwickelt haben und unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt wurden. Zum anderen ist da die Sprache, beispielhaft ist saarländische Musik häufig auf Deutsch oder Englisch, ganz selten in Saarländischer Mundart und seltener auch auf Französisch gesungen. Hier können die Beteiligten sicherlich viel voneinander lernen, gerade etwa im Hinblick auf die Verwertung von Dialekt-Musik.  

Dock 11: Vielen Dank, Gregor, dass du dir Zeit genommen hast! Auch euch viel Erfolg bei eurem Projekt!

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